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Lexikon > Joseph H. Pilates


Joseph H. Pilates (Joseph Hubertus „Joe“ Pilates;
  • 9. Dezember 18831 in Gladbach; † 9. Oktober 1967 in New York) war ein deutsch-US-amerikanischer Körpertrainer und Begründer der Pilates-Methode, meist nur Pilates genannt, ein systematisches Körpertraining zur Kräftigung der Muskulatur.


Leben und Wirken


Joseph war der Sohn des Schlossergesellen und erfolgreichen Turners Heinrich Friedrich Pilates (
  • 27. April 1859), seine Mutter geb. Hahn (* 21. Mai 1860) war Hausfrau.2 Josephs Vater war preußischer Staatsangehöriger; beide Eltern waren katholisch. Joseph war das zweitälteste von neun Kindern. Er litt als Kind unter Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber. Dennoch führte seine Freude an Bewegung schon früh zu einem besonderen Körperbewusstsein. Er begann in jungen Jahren seinen Körper zu kräftigen und beschäftigte sich mit „Bewegungslehre“. Neben Turnen, Gymnastik, Bodybuilding und Skifahren las er auch über Trainingsmethoden wie Yoga und Zen-Meditation.

Er ging 1912 nach England und verdiente sein Geld als professioneller Boxer, Zirkusartist und als Lehrer für Selbstverteidigung an Polizeischulen. Er trainierte dort die Beamten des Scotland Yard in Selbstverteidigung. Als Deutscher wurde er zu Beginn des Ersten Weltkrieges interniert. In dieser erzwungenen Ruhepause begann er intensiv, sein Konzept eines ganzheitlichen Körpertrainings zu entwickeln, das er selbst „Contrology“ nannte.
Er beschäftigte sich mit Yoga, studierte Tierbewegungen und unterrichtete seine Mitgefangenen in der von ihm entwickelten Methode. Es ist überliefert, dass diese Mitgefangenen die große Grippepandemie von 1918 auf Grund ihrer guten körperlichen Konstitution überlebten. Er kehrte nach dem Krieg nach Deutschland zurück und arbeitete dort mit den wichtigsten Vertretern der „Bewegungslehre“ zusammen. Eine sehr enge Zusammenarbeit fand mit Rudolf von Laban statt, einem Visionär der Bewegung, des Körpers und des modernen Tanzes. In Hamburg trainierte er unter anderem die dortige Polizei.
Als er gedrängt wurde, Angehörige der deutschen Armee zu trainieren, kehrte er, unzufrieden mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in seiner Heimat, Deutschland im Jahr 1926 den Rücken und wanderte nach New York aus. Da das von ihm entwickelte Körpertraining in der Ballettszene Deutschlands bereits viel Anerkennung gefunden hatte, wollte er seine Methode an den amerikanischen Hochburgen des Tanzes einführen.3 Auf der Überfahrt lernte er seine spätere Frau Clara, eine Krankenschwester, kennen. In New York übernahmen sie auf Anregung von Rudolf von Laban zusammen ein Box- und Trainingsstudio in 939 Eight Avenue, im selben Gebäude wie das New York City Ballet. In den USA wird häufig behauptet, dass er als Trainer von Max Schmeling einreiste, der auch bis Ende der 20er Jahre (zumindest das ist belegt) in seinem Studio von ihm trainiert wurde.
Die Erfahrung Clara Pilates’ als Krankenschwester führte zu einer sanfteren und rehabilitativ ausgerichteten Weiterentwicklung seines Konzeptes. In der Folgezeit waren auch viele berühmte Tänzer und Choreographen unter ihren Klienten wie Martha Graham, George Balanchine, Hanya Holm und von Laban. Aus dieser Anfangszeit und aus den gemeinsamen Inhalten, nämlich der Zentrierung und Stabilisierung des Körpers erklärt sich die enge Verbindung zum Tanz.
Joseph Pilates arbeitete höchst individuell und kreativ. Für jeden einzelnen Klienten erstellte er ein eigenes Übungsprogramm und entwickelte sogar neue Übungen für die entsprechende Person. Pilates praktizierte bis ins hohe Alter hinein und verfasste Bücher über seine Technik. Er starb im Alter von 83 Jahren an einem Lungenemphysem in New York ohne ein Testament zu hinterlassen oder die Nachfolge und Weiterführung seiner Arbeit zu regeln. Clara Pilates, sie galt als die begnadetere Lehrerin, unterrichtete und führte das Studio weiter bis zu ihrem Tod zehn Jahre später 1977. Für das Fortleben ihrer Ideen sorgten Schüler, die eigene Studios eröffneten und die Methode weiterentwickelten.

Veröffentlichungen


  • Your Health; a corrective system of exercises that revolutionizes the entire field of physical education. C. J. O'Brien, New York 1934 (48 pp.).
    • Neuausgabe: Presentation Dynamics. Incline, NV 1998 (66 p.), ISBN 0-9614937-8-X.
  • mit William J. Miller: Return to Life Through Contrology. J. J. Augustin, New York 1945 (87 pp.).
    • Nachdruck: Christopher Publishing House, Boston 1960.
    • Neuausgabe: Pilates Method Alliance. Miami, FL 2003 (105 pp.), ISBN 0-9745356-0-5.


Literatur


  • Alycea Ungaro: Pilates. Die Trainingsmethode für mehr Balance und Beweglichkeit. Starnberg 2002, ISBN 3-8310-0377-7.


Weblinks


  • [http://www.freepatentsonline.com/result.html?query_txt=Pilates%20Joseph%20H Patente von Joseph H. Pilates].
  • [http://www.pilates-marybowen.com/videos/samples.html Historische Videos mit Pilates], aus seiner persönlichen Sammlung (1932–1945) (englisch).
  • [http://www.fitness-center.at/wissen/pilates/00_geschichte.htm Auszüge mit Bildern aus dem Lehr- und Unterrichtsband: „Pilates - das komplette Kompendium“, 2008], auf dem Portal eines privaten Fitnessstudios.
  • [http://www.easyvigour.net.nz/pilates/h_biography.htm Biographie] mit einigen historischen Photographien auf dem neuseeländischen Portal Easy Vigour (auf englisch).

Einzelnachweise


1 http://www.pilates-verband.de/media/page/390/pilates_geburtsurkunde_2.jpg Geburtsurkunde
2 siehe Geburtsurkunde: Joseph Pilates Birth Certificate and House in Moenchengladbach. http://www.easyvigour.net.nz/pilates/h_officalrecords.htm. zuletzt abgerufen am: 2011-01-06.
3 siehe Alycea Ungaro: Pilates: Die Trainingsmethode für mehr Balance und Beweglichkeit. Starnberg 2002, ISBN 3-8310-0377-7, S. 9.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_H._Pilates

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