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11 Okt
Wie die Projektion, gehört auch die Retroflektion zu den Kontaktunterbrechungen in der Gestalttherapie. Andere Therapieschulen würden vermutlich Abwehrmechanismen dazu sagen. Das Wort kommt vom Lateinischen „retro“, das so viel wie zurück, rückwärts, nach hinten bedeutet und „flexio“, das die Bedeutung von Biegung hat.
Retroflektion (bei einigen Autoren auch Retroflexion) bedeutet also Rückwendung. Wenn wir retroflektieren, tun wir uns selbst das an, was wir anderen gerne antun würden. Die Energie geht hier nicht nach außen, sondern kehrt sich um und richtet sich wieder gegen den Verursacher. Das was eigentlich auf ein Objekt gerichtet sein sollte, richtet sich wieder zurück gegen das Subjekt.
Erfahrungsgemäß sind es besonders häufig Gefühle der Aggression, die retroflektiert werden. Psychoanalytisch gesprochen hat das mit den Über-Ich-Regeln zu tun. Sätze wie „Wut ist etwas Schlechtes“, „man darf niemanden schlagen“, "sag so etwas nicht laut" etc., führen dazu, dass das ursprüngliche Gefühl, also zum Beispiel Wut und Aggression nicht ausgedrückt wird.
Beispielsweise könnte ich den Impuls haben, meinen Arbeitskollegen anzuschreien, aber die gesellschaftliche Norm gebietet, dass „man“ nicht so aggressiv sein darf. Und so „investiere ich lieber gewinnbringend“ in Kopfschmerzen und Nackenverspannungen oder ich handle mir durch das Runterschlucken des Ärgers Halsschmerzen oder Magenschmerzen ein.
Retroflektion als Kontaktunterbrechung oder Abwehrmechanismus ist wahrscheinlich hauptverantwortlich für alle möglichen Arten von psychosomatischen Erkrankungen. So mögen etwa Kopfschmerzen, ständige Halsschmerzen, Nackenverspannungen, aber auch Magen- und Darmprobleme ursprünglich auf retroflektive Mechanismen zurückzuführen sein.
Auch Körpererscheinungen wie Zittern, Krämpfe in Armen und Beinen, der berühmte „Frosch im Hals“ und andere Phänomene könnten ursprünglich ...
Gestalttherapie Kontaktunterbrechung Retroflektion
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4 Okt
Was Peter über Paul sagt, sagt oft mehr über Peter als über Paul.
Wenn wir über andere Menschen sprechen, sagen wir damit immer auch sehr viel über uns. Oft ohne uns dessen bewusst zu sein. Diesen psychologischen Mechanismus nennen wir in der Psychologie Projektion. Das Wort kommt vom lateinischen proicere und bedeutet vorwerfen, hinwerfen, wegwerfen. Und genau darum geht es in der Projektion, etwas wird hinausgeworfen oder vorgeworfen.
Projektion ist allgegenwärtig. Wenn wir auch nur einen Fuß auf die Straße setzen oder eine Tageszeitung aufschlagen oder uns an unserem Arbeitsplatz mit KollegInnen und KundInnen konfrontiert sehen, begegnet sie uns unentwegt. Ununterbrochen werden andere dafür beschuldigt, dass irgendetwas in der Welt nicht so funktioniert, wie wir das gerne hätten. Da wird etwa über die Faulheit der Politiker gejammert oder über die Gier der Banker oder die Rücksichtslosigkeit in unserer Gesellschaft.
Dabei sollte uns bewusst sein, dass alle diese Klagen etwas mit uns selbst zu tun haben. Denn Projektion bezeichnet den Mechanismus, dass ich etwas, das ich bei mir selbst nicht sehen kann, in meiner Umwelt wahrnehme. Derjenige Mensch, der beispielsweise Aggression projiziert, wird sich ständig darüber beklagen, wie aggressiv alle Menschen in seiner Umgebung sind. Sich selbst hält er dabei für den friedliebendsten Menschen der Welt.
Jede Projektion enthält auch ein Körnchen Wahrheit. Um beim genannten Beispiel zu bleiben: der Aggression Projizierende projiziert nicht nur seine (unbewusste) Aggression in die Umwelt, er findet dort auch tatsächlich Aggression, allerdings wahrscheinlich nicht in dem Ausmaß, in dem sie vom Betroffenen gesehen wird. Und so sind Projektionen im therapeutischen Prozess oft nur dadurch erkennbar, dass viel unangemessener Affekt mit ihnen verbunden ist.
Die Psychoanalyse versteht unter Projektion die Verlagerung eines innerpsychischen Konflikts auf andere Menschen oder Menschengruppen. Die Projektion gehört damit zu den Abwehrmechanismen. ...
Abwehrmechanismus Kontaktunterbrechung Projektion Schatten
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27 Sep
Gladiatorenkämpfe waren vor 2000 Jahren im antiken Rom die angesagteste Form der Unterhaltung. Und wahrscheinlich schrie das Publikum vor Begeisterung, wenn möglichst viel Blut floss. Am Ende eines solchen Kampfes blickte alles zum Kaiser, um zu sehen, ob sein Daumen nach oben oder nach unten zeigte. Ein Daumen nach unten bedeutete für den Besiegten den Tod, ein Daumen nach oben hieß, er kam noch einmal mit dem Leben davon.
Kommt uns das nicht seltsam bekannt vor? Da gibt es doch eine große Social Network Plattform, die diesen Daumen geradezu zum alleinseligmachenden Werkzeug auserkoren hat. Daumen nach oben heißt heute, du bist in, du bist cool, du bist ein Gewinner. Daumen nach unten heißt, du bist ein Loser. Und die Medien, die Wirtschaft und die Politik machen es ihr nach. Schließlich müssen wir heute ständig auf fahrende Züge aufspringen, um selbige nicht zu verpassen. Wen kümmert es da, dass derjenige, der ständig auf fahrende Züge aufspringt, sich eines Tages den Hals brechen wird?
Wie einfach die Welt doch geworden ist! Und im Wahlkampf werden diese primitiven Instinkte ebenfalls munter bedient. Schon die Worte WahlKAMPF, KONFRONTATION, etc. zeigen wie wenig es hier um eine sachliche Auseinandersetzung, um konstruktive und differenzierte Vorschläge für die zukünftigen Entwicklungen unseres Landes geht. Es scheint weder das Volk noch die Medien zu interessieren, wer was zu sagen hat. Es geht nur noch um gewinnen und verlieren. Was für ein simples Weltbild!
Das bessere Abschneiden eines Kandidaten sagt nur etwas über die Effizienz seiner Medien- und Kommunikationsberater und vielleicht noch seiner Maskenbildner aus, aber doch wohl nichts über die politischen Themen, die er vertritt.
Als mündiger und politikinteressierter Bürger hatte ich außerdem fünf Jahre lang Zeit mir die Arbeit der Regierungsparteien und der Oppositionsparteien ganz genau anzusehen und auch zu beurteilen, was sie verabsäumt haben. Als interessierter Bürger weiß ich außerdem von vornherein, welche Themen eine Partei vertritt und wofür sie steht. ...